Das entscheidende Problem, dass aus meiner Sicht gelöst werden muss, damit die Beziehung tatsächlich eine Chance hat:
Destruktive Kritik
Wenn eine Beziehung in eine Krise gekommen ist, wird das Gespräch miteinander „schwierig“. Ein „falsches Wort“ und die Emotionen kochen hoch. Oder es herrscht eine längere Funkstille. Vor allem enden Gespräche oft in heftigen Vorwürfen. Beide Partner werfen sich gegenseitig heftige Anschuldigungen und persönliche Kritikpunkte an den Kopf. Diese Form der Auseinandersetzung wird als destruktiv erlebt. Dem Partner wird jeweils unterstellt, dass er mit der als unberechtigt und überzogen erlebten Kritik und den Vorwürfen „nur von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken will“.
Die Vorwürfe stimmen in der Regel
Studien dazu haben jedoch interessante Ergebnisse gebracht: In 90% der Fälle erscheinen objektiven Beobachtern die Vorwürfe als berechtigt und in 80% der Fälle wurden die in den Vorwürfen steckenden Forderungen als erfüllbar angesehen. Es werden demnach in den meisten Fällen störende Verhaltensweisen am Partner kritisiert, die dieser verändern könnte. (Quelle: Brunner/Tschacher/Quast/Ruff, Veränderungsprozesse in Paarbeziehungen. Eine empirische Studie aus der Sicht der Selbstorganisationstheorie, Springer 1997)
Inhalt stimmt, die Form nicht
Die Form, in der die Vorwürfe vorgetragen werden – emotional, laut, verletzend, übertrieben – machen es jedoch oft unmöglich, den Inhalt des Vorwurfs wahr zu nehmen und zu akzeptieren. In langjährigen Beziehungen kennen die Partner die Stärken und Schwächen des anderen sehr gut. Sie wären deshalb gut geeignet, dem Partner zu raten, wie er oder sie sich ändern könnte bzw. müsste. In Konfliktsituationen wird die Kritik jedoch in unzumutbarer Weise geäußert, zieht Gegenangriffe nach sich und lässt schließlich verstummen.
Ihre Situation
Sie wollen Ihrer Beziehung eine Chance geben – aber nur, wenn das Gespräch zwischen Ihnen und Ihrem Partner(in) wieder konstruktiv möglich ist.
Von Vorwürfen zu Veränderungen –
Fünf Fragen, eine Aktion
1. Wenn ich von Seiten meines Partners Kritik oder Vorwürfe zu hören bekomme, was genau höre ich da? 2. Wenn ich diese Kritik auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bringen müsste, wie würde dieser lauten? 3. Welchen Wunsch oder welche Wünsche des Partners vermute ich hinter der Kritik? Was denke ich, was genau wünscht sich mein Partner von mir; wie müsste ich mich verhalten? 4. Wenn ich mir vorstelle, ich würde mich genau so verhalten, wie es sich mein Partner in seinen Vorwürfen wünscht – wie würde es mir damit gehen? Wie würde ich mich fühlen? Was wäre dann von mir gefordert? 5. Gibt es nach diesen Überlegungen etwas, dass ich bei mir verändern möchte? (Quelle: Bernhard Limacher , Mit Vorwürfen die Liebe retten? Paartherapeutische Möglichkeiten, Klett-Cotta 2005; Vgl. Zur Vertiefung auch mein eBook Wenn die Liebe abhanden kommt)
Kurz-Anregungen:
Was können Sie jetzt vorrangig tun?
Partnerbeziehungen sind komplexe Beziehungsgebilde; keine Beziehung ist wie die andere; keine Kommunkation in einer Paarbeziehung gleicht der anderen. Dennoch gibt es einige generelle Kurz-Anregungen.
Anregung 1:
Verhalten Sie sich so, als ob der Vorwurf Ihres Partners zutreffen würde. Verzichten Sie auf Rechtfertigungen, Klarstellungen, Abwehr und Beschwichtigung. Tun Sie es einfach.
Anregung 2:
Manchmal hilft es, wenn Sie und Ihr Partner(in) sich entscheiden, eine Weile die ätzenden Beziehungssgespräche aufzuhören. Verändertes Tun ist häufig wirksamer als endlose Diskussionsschleifen. Vielleicht kann das Beispiel von Jutta und Jakob weiterhelfen: Das Schweigen hat unsere Beziehung gerettet!
Einige Fragen zur Klärung:
Haben Sie eine Anregung gefunden, wie Sie dem Teufelskreis destruktiver Paargespräche entrinnen wollen? Haben Sie den Mut gefasst, bei sich mit verändertem Gesprächsverhalten zu beginnen, obwohl Ihr Partner(in) doch (wirklich?) "an allem Schuld ist"?
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